Wie ist das mit dem Abstieg ins Autoritäre und Attac?

Matthias Jochheim, langjähriger Vertreter von IPPNW in Attac-Gremien, nahm am Samstag dem 21. Juni 2025 an der Attac-Veranstaltung mit dem Thema „Den Abstieg ins Autoritäre stoppen“ teil.

Hier einige seiner Beobachtungen und Anmerkungen:

Die Frankfurter Paulskirche ist ein historisch bedeutsamer und entsprechend prestigeträchtiger Ort. Sicher ein Privileg, hier eine solche Tagung ausrichten zu dürfen, erkauft allerdings auch mit Einschränkungen: so war die Teilnahme an eine vorherige schriftliche Anmeldung und entsprechende Kontrolle bei Einlass gebunden, und es waren von der Stadt eine ganze Reihe von Sicherheitspersonen innerhalb der Paulskirche aufgeboten.
         Im Ablauf war die Diskussion im Plenum so geregelt, dass Fragen schriftlich einzureichen waren, und dann eben auch nicht alle vom Podium beantwortet wurden. Im Plenum fand die mündliche Diskussion dann in Dreier-„Murmel“-Zirkeln statt, denen dazu 7 Minuten eingeräumt wurden. Dies lässt sich als eine stringent (um nicht zu sagen „autoritär“; red.) kontrollierte Debatte beschreiben. 
Eingestimmt worden war die Versammlung von Eileen O`Sullivan (VOLT, im Frankfurter Magistrat Dezernentin u.a. für BürgerInnenbeteiligung), die der Hoffnung Ausdruck gab, das Event möge zum Schutz der gefährdeten Demokratie durch Entwicklung von Strategien für die FDGO beitragen.
Heribert Prantl bezog sich auf die grundgesetzlichen Garantien für die Menschenwürde und das Widerstandsrecht, und sah in der aktuellen Politik diesbezüglich Gefahren. „Wir lieben unser Grundgesetz“, äußerte er, und sprach sich vehement für ein Verbot der AfD aus (vgl. auch https://www.sueddeutsche.de/meinung/demokratie-gemeinnuetzigkeit-omas-rechts-zivilgesellschaft-kommentar-li.3274123). 
   Im weiteren thematisierte Julia Elwing (Attac-Kokreis) den vor Jahren auf Initiative des Bundesfinanzministeriums gegenüber Attac vorgenommenen Entzug der Gemeinnützigkeit, dies soll nun durch Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe rückgängig gemacht werden – ein Gerichtstermin für das Verfahren steht aber nach wie vor aus. 
Die Veranstaltung hatte weitere prominente RednerInnen, so das IG Metall -Vorstandsmitglied Urban, und die eloquente österreichische  Antifaschistin Natascha Strobl. 
Aus meiner Sicht ein Manko: es wurden kaum die gesamtgesellschaftlichen Hintergründe des gefährlichen Rechts-Rucks und der zunehmend autoritären Regierungsmaßnahmen beleuchtet. Die gewaltige Aufrüstung, vor dem Hintergrund auch der gravierenden ökonomischen Krisensymptome wurde nicht thematisiert. Der Rassismus nicht nur der AfD sondern zunehmend auch der regierenden deutschen Parteien kam in der Debatte schlicht nicht vor.
Attac sollte nicht ganz so konfliktscheu gegenüber den immer noch herrschenden Kräften der bundesdeutschen Politik sein – auch wenn dann vielleicht die Paulskirche nicht mehr als Veranstaltungsort zur Verfügung stünde; und sollte Einschränkungen der Demokratie, wie etwa die Nicht-Anerkennung der AG Globalisierung und Krieg als bundesweite Attac-AG, kritisch überprüfen und rückgängig machen – als  Beitrag zur inneren Demokratie.  MJ

Titelbild: Paulskirche, FFM, von Florian Bollmann auf Pixabay

14. und 15.06.2025: Kein Werben für das Militär beim Hessentag (MJ) / Berliner Kundgebung gegen den Veteranentag (EV)

1. Berlin: Redebeitrag von Elisabeth Voss „Erinnerung an die Pazifistin Bertha von Suttner (1843-1914) anlässlich des Veteranentags in Berlin“

2. Matthias Jochheim (MJ) mit einem Beitrag über den kriegerischen Hessentag. Bei diesem Hessentag wird dafür geworben, junge Menschen zum Eintritt ins Militär zu gewinnen.

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Newsletter: Sand im Getriebe – Frieden! Was sonst! (April 2025)

SiG 158 (9.4.2025): Frieden! Was sonst?

Vorwort

Frieden! Was sonst? „Es wird ausschließlich in Kategorien militärischer Kräfteverhältnisse gedacht. Diplomatie, Verhandlungen, Rüstungskontrolle oder gar Kooperation […] kommen nicht vor.“ Diese Feststellung von Peter Wahl gilt nicht nur für das „EU-White Paper für Verteidigungsbereitschaft bis 2030“.

Gegen die Aufrüstung allerorts wenden sich Andreas Zumach, Jürgen Wagner und Reiner Braun, der betont: „Verantwortliche Friedens- und Sicherheitspolitik muss immer dem Gedanken der Entspannungspolitik folgen.“

Gutes Leben statt Kanonen! Dazu schreiben Annebirth Steinmann und Karen Spannenkrebs, Stephan Kaufmann, Hans-Josef Bontrup. Gewerkschaftsmitglieder sagen NEIN zu Hochrüstung und Kriegsvorbereitung!, was mit „Blackrock im Kanzleramt“ keine leichte Aufgabe sein dürfte.

Jeffrey Sachs („Geopolitik des Friedens“) warnt: „Die Trump-Regierung ist im Kern imperialistisch. Die USA werden rücksichtslos und zynisch sein, ja, auch gegenüber Europa.“

David Goeßmann analysiert die einzelnen Maßnahmen eines „Krieges der 13 Milliardäre“. Eine „Schock-Strategie“, wie Naomi Klein sie schon vor Jahren beschrieben hatte.

Die Welt muss dringend handeln, um die Palästinenser in Gaza zu retten, erklären Vertreter von UN-Organisationen.
30 deutsche Organisationen heben hervor: Das Völkerrecht kennt keine Staatsräson! Helga Merkelbach stellt die Pläne von Trump für Gaza. Die Palästinensische Nationalkonferenz ruft zum Wiederaufbau der PLO auf.

Bei den Ostermärschen und lokalen Aktivitäten der Friedensbewegungen, bei den europaweiten Aktionen am 8. und 9. Mai:

„Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege,
gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten,
nicht die Hände zerschlagen werden.“
(Bertolt Brecht 1952: Das Gedächtnis der Menschheit )or

Der gesamte Newsletter ist zu lesen unter: SiG 158 (9.4.2025): Frieden! Was sonst?

Zusammenfassung und Auswertung zum EU White Paper „Verteidigungsbereitschaft bis 2030″

Zusammenfassung von Peter Wahl zum EU White Paper „Verteidigungsbereitschaft bis 2030″
und ergänzend eine Auswertung von Alexander Leipold

Link zum Dokument „EU-White-Paper“: https://defence-industry-space.ec.europa.eu/document/download/30b50d2c-49aa-4250-9ca6-27a0347cf009_en?filename=White%20Paper.pdf

PDF-Link zur Zusammenfassung von Peter Wahl: https://perspectac.de/wp-content/uploads/2025/04/Peter-Wahl-zum-EU-White-Paper.pdf

PDF-Link zur Auswertung von Alexander Leibold: https://perspectac.de/wp-content/uploads/2025/04/Alex.-Leibold-Analyse-EU-White-Paper.pdf

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Trump verstehen?

Von Peter Wahl / 26.02.2025 / Artikel erschien im Online-Magazin MAKROSKOP

Die Verhandlungen zwischen Moskau und Washington sowie die Konfrontation zwischen EU und USA sind ein dramatischer Umschwung im internationalen System. Der Westen ist jetzt gespalten. Die globalen Kräfteverhältnisse sortieren sich neu.
Der Schock ist groß. „Unser Feind Putin ist jetzt Trumps Freund“, titelte die Bild Zeitung und der Chefautor des Handelsblatts beklagt „eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes“. Beides ist zwar eine Übertreibung von Trump’schem Format, aber die Aufgeregtheit der Funktionseliten in Brüssel und
den Hauptstädten kann man verstehen: sie müssen zwei hammerharte Schläge auf einmal verdauen.

—— Weiter zu lesen ——

Einreichung der Popularklage gegen das „Bayerische Bundeswehrgesetz“, 05.02.2025, München

Hunderte klagen gegen Verbot von Zivilklauseln an Hochschulen und gegen Bundeswehr im Klassenzimmer. Rund 200 Kläger*innen, allen voran die DFG-VK Bayern und die GEW Bayern, reichten am 5. Februar 2025 mithilfe von Rechtsanwältin Adelheid Rupp eine Popularklage gegen das „Gesetz zur Förderung der Bundeswehr in Bayern“ am Bayerischen Verfassungsgerichtshof ein.

GEW Bayern: Hunderte klagen gegen Verbot von Zivilklauseln an Hochschulen und gegen Bundeswehr im Klassenzimmer | GEW – Bayern

DFG-VK Bayern: Einreichung der Popularklage gegen das „Bayerische Bundeswehrgesetz“ – DFG-VK Bayern

Video – Pressekonferenz https://youtu.be/obqE8iISkN4

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BlackRock: Krieg und ‚Wiederaufbau‘ im Zeichen von Profitinteressen

„Ich gehe heute ein auf die Aktivität von Kapitalisten vor und während dem Ukrainekrieg, in seiner Vorbereitung und in seiner Abwicklung. Auch deswegen, weil ich glaube, dass die Friedensbewegung noch eine Aufpuschung in Sachen Anti-Kapitalismus braucht. Weil nämlich die Kriege und die Kriegsvorbereitungen von Kapitalisten gemacht werden, auch und sogar, wenn die Regierungen gar nichts wissen, oder gar nichts wissen wollen …“

Workshop1 mit Werner Rügemer beim Friedensratschlag am 30.11.2024 in Kassel
Audio-Aufzeichnung von Vortrag und Beantwortung von Fragen

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Wo steht die deutsche Friedensbewegung?

von Peter Wahl

Nach der Anti-Raketenbewegung der 1980er-Jahre und dem Ende des Kalten Krieges reduzierte sich die einst beeindruckende Friedensbewegung auf einen harten aktivistischen Kern und einige wenige organisierte Rest-Strukturen in Überwinterungsmodus. Das ist normal für gesellschaftliche Bewegungen, wenn das Thema, an dem sie sich entzündet haben, in den Hintergrund tritt.

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Arne Andersen: „Wie Palästina von der Landkarte verschwinden soll“ – Video zur Buchvorstellung:

FOTO: Screenshot WETLTNETZ.TV

Das Video der Veranstaltung ist jetzt bei WELTNETZ.TV erreichbar oder https://youtu.be/IaRYgqOHS2g

Arne Andersen stellt sein 2024 bei „Neuer ISP Verlag“ erschienenes Buch „Apartheid in Israel – Tabu in Deutschland?“ vor, und beschreibt wie der politische Zionismus in Palästina die Parole „Vom Mittelmeer bis zum Jordan“ (From the river to the sea) seit über 100 Jahren mit Gewalt durchzusetzen versucht.

Zum Autor: Dr. phil., geb. 1951, lebt in Hamburg, zahlreiche Veröffentlichungen im Bereich der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Historiker, Lehrer, Schulleiter, Fotograf (andersen-fotografie.de). Er ist in der Palästina-Solidarität aktiv und Mitglied bei BIP, DPG, Attac, GEW u.d. FC St. Pauli.

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